30.8.05

klassix with a k

von der not der hochkultur
gestern im plattenladen hatte ich eine komische begegnung mit dieser cd:



sie stammt von der deutschen grammophon und enthält remixe von klassik-smashern durch einen helden meiner jugend: matthias arfmann. irgendwer bei der dg fand das wohl ne irre idee. wahrscheinlich wegen junger zielgruppe und so. und damit die jungen dinger dann auch gleich aufs richtige gleis kommen und sich nicht mit hinterbänklern abgeben, sinds natürlich allesamt aufnahmen der berliner philharmoniker unter der leitung von, na? dem herbert. genau. das ganze erinnert mich spontan ein wenig an den versuch der fdp durch gerade eben volljährige kandidatinnenattrappen einen draht zur jugend zu demonstrieren. [wir berichteten]

nachdem ich die cd ein paar minuten angestarrt hatte, machte mir der freundliche fachverkäufer den vorschlag, doch mal reinzuhören. hab ich dann gemacht.

ich bin alles andere als ein klassik-kenner, aber die nummern kannte selbst ich fast alle. dvorak, mussorgsky, schumann, smetana so zeugs. viel schweres orchester mit tüchtig getöse und dann irgendwann ein beat drunter, was die brachialität der stücke noch verstärkte. hatte was von edel-industrial. ausser bei den dub versionen. die fand ich eher komisch.

naja. vielleicht fehlt mir die ehrfurcht vor der künstlerischen integrität eines herrn arfmann, der uns ja immerhin in den knapp zwanzig jahren zwischen zwei wellen von neo-deutsch-spacken gezeigt hat, wie großartig deutsche musik sein kann. aber spätestens, wenn man dann auf kulturbeflissenen webseiten [nachlesen] darf, dass es sich ja nicht um gewöhnliche remixe, sondern um umdeutungen und rekompositionen handelt ist der bonus schon aufgebraucht. sowas denkt sich keiner aus. sowas steht im pressetext. igitt.

teil zwei soll übrigens jimi tenor remixen. aber der zieht ja jetzt auch schon als alleinunterhalter mit der orgel durch die lande und hats vielleicht nötig. aber der arfmann? falls ihn jemand trifft, dann fragt ihn doch bitte, ob er sich eigentlich missverstanden fühlt, wenn er mit sowas [hier] endet.

2 Comments:

finncrisp said...

Das ist ja schwer zu glauben, aber die Auswüchse der Musikbranche sind ja bekanntlich grenzenlos. Ich hätte noch verstanden, wenn Sie Sarah Connor Opernarien hätten rocken lassen, aber das sich Herr Arfmann dafür hergibt, ist in der Tat merkwürdig (aber nicht unbedingt würdig, dass man es sich merkt).
Im Ganzen erinnert mich das an "Rondo Veniziano", dieses Schrecknis aus den 80ern, mit dem man uns damals von "No Future" hin zum "rechten" Pfad führen wollte. Buuuh!

7:09 AM  
great dynamo said...

ich überlege noch, ob meine musikalische späterziehungsthese haltbar ist. wahrscheinlich sind die gründe in wahrheit profaner: armann denkt das wäre kunst und die deutsche grammophon sieht nicht ein, warum sie aus den archivhütern nicht noch etwas geld machen sollte. lauter wahrscheinliche unerfüllte hoffnungen.

1:42 PM  

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