31.8.05

Wahlkampffieber

Worum geht's denn wirklich?

Nun also, es ist wieder einmal soweit. Das, worauf wir im Allgemeinen vier lange Jahre hinfiebern müssen, wurde uns von Onkel Gerd ein Jahr früher serviert. Wir dürfen wieder wählen und zwar die wirklich wichtigen Leute.

Das ist fein. Es ist die Zeit der lustigen Werbespots vor der Tagesschau, der interessanten Postwurfsendungen, der kritischen Reflexion, des konstruktiven Streitgesprächs. Zu der wohltuenden Reizüberflutung gesellt sich landauf, landab die allgegenwärtige Begleiterscheinung eines jeden Phänomens, eines jeden Prozesses, jeder Diskussion, eigentlich jeden Gedankens, die Begleiterscheinung der deutschen Angst vor allem und jedem und überhaupt immer.

Rot-rot-grün, Kirchhoff, Schulden, Renten, Arbeitslosigkeit, Krieg, Verbrechen, Benzinpreise. Wahlkampf ist die Zeit, seiner Angst freien Lauf zu lassen, sie auszukosten, in ihr zu baden, mit ihr zu protzen, sie aufzupolieren, sie von allen Seiten zu betrachten, um dann sein Kreuz an der falschen Stelle zu setzen.


Aber die Stichworte Wahlkampf und Angst erinnern mich an ein wirklich nettes Produkt, das wir in diesem Frühjahr in Italien erstehen konnten.

Genauer gesagt handelt es sich um ein Werbemittel, das den schwierigen Weg geht, ein weithin missverstandenes Produkt, eine schwer erklärbare Dienstleitung dem gemeinen Bürger und der gemeinen Bürgerin auf unaufdringliche Weise näher zu bringen. Das der Versuchung widersteht, die ausgetretenen Pfade der zeitgenössischen Mediokratie zu betreten, dass seine Botschaft sehr verschlüsselt und gleichzeitig sehr sympathisch vermittelt. Hier wird deutlich, dass man sich nicht dem Diktat der Wort- und Meinungsmacht einer PR-Agentur unterwirft, hier konnte man mit der Kraft des Idealismus aus der Not der beschränkten finanziellen Mittel die Tugend der Überzeugungskraft der Simplizität machen.