19.4.06

"Als man mir sagte, ich sei ein Spätzünder, hätte ich sagen sollen"

oder "There's a light that never goes out"

oder,(),-, [ ], s.o. *

Es ist unausweichlich November (geändert 12/05) Dezember (kritisch überdacht 01/06) Januar (überarbeitet 02/06) Februar (März übersprungen 04/06) April auch wenn der Endoktober einen scheidenden August simuliert hatte, der mich [damals] daran erinnerte, was ich mir eigentlich für den nachfolgenden frühen September fest vorgenommen hatte und was um jahreszeitlich bedingte Irritationen zu vermeiden, nicht erst im Dezember (geändert 12/05) im neuen Jahr (kritisch überdacht 01/06) zu Karneval (eloquent übersprungen) zu Ostern geschehen sollte: einen Bericht meines [letztjährigen] Sommer-Urlaubs in der Normandie zu schreiben.

Mit ambitionierter Berichterstattung und knallhartem, investigativen Fotojournalismus sollte brutalstmögliche Aufklärung über dieses Land geschaffen werden, in das ich immer wieder wie an der Schnur gezogen verreise, um dann vorort den landschaftlichen Reizen in genau dem Maße zu verfallen, in dem ich mich über die allen Klischees von Charme, modebewußtem Savoir Vivre und Zuvorkommenheit zuwiderhandelnden Bewohner entsetzlich -urlaubtechnisch etwas kontraproduktiv- aufregen kann.

Vorweg wäre die erste Empfehlung, die allerdings von den momentanen [s. diverse Zeitsprünge oben, die den Fluxkompensator zu einem altertümlichen Fortbewegungsmittel des letzten Jahrhunderts degradieren] Ereignissen im November eingeholt wurde und sich mit jeder weiteren [damaligen] Nacht voller brennender französischer Autos auf eine überraschend andere Weise beinahe in Schall und vor allem Rauch aufgelöst hätte (ein Nebensatz, der natürlich 3 , 4 , 5 , 6 Monate, nachdem man das eigentlich geschrieben hat, nicht mehr so richtig zündet) an die EU [gewesen], einen kollektiven Führerscheinentzug für die Grande Nation zu überdenken: ich bin der festen Überzeugung, daß nicht nur mein 39 PS schwacher, von Peugeots verkehrswidrig durch das Land gehetzter Polo mir diesen vielleicht einigen diplomatischen Wirbel erzeugenden Vorschlag mit einer weiteren TÜV-Plakette danken würde, verdankt hätte, verdankt haben wird [*], sondern ganz Europa erheblich ruhiger schlafen könnte.

Die Speisekarte der einer "Madame allemande" charmelos Gastfreundschaft vorheuchelnden Crêperie, in der mir unmißverständlich verschnupft mitgeteilt wurde, daß man Cidre (gut! – macht betrunken, aber nicht so sehr) nicht ohne etwas zu essen bestellen darf, aber zu -extra deshalb von mir nachgeorderten- Crêpes (böse! – machen dick und zwar sehr) kein Alkohol serviert werden würde (quelle surprise und definitiv nichts anderes auf besagter Karte zu essen angeboten wurde als das, was meine Mutter viel kalorienreicher unter dem Namen “Eierflinse“ goutiert), sollte das erste fotojournalistische Beweisstück für den Niedergang der nicht vorhandenen Gastfreundlichkeit werden. Nun, einen glamourös inszenierten, empörten Abgang sollte man sich allerdings nicht durch das kleinliche, hektische Zücken der Kamera verderben.







Investigativer Fotojournalismus Bild 1: Stunden später, einigen Hypermarché-Cidre später ohne vermeintlich dazugehörige Mehlspeisen.

Ein modisch schockierendes Erlebnis ereignete sich auf einem völlig verwaisten Strand. Während einer die-Kamera-bereit-wenn-sie-es-sind-geschulterten Wanderung kam mir ein sein strahlendstes, französisches Lächeln präsentierender Nudist (und an dieser Stelle setzte meine hier und da vielleicht etwas hinderliche Prüderie nicht im geringsten ein) mit –nomen est omen- nix bekleidet....außer einer Herrentasche (und genau hier setzte sie ein) entgegen. Und auch einige, den optischen Übergriff regenerierende Stunden später war ich mir sicher, er hätte mir das fröhlich hin- und herwackelnde Objekt meiner fotographischen Begierde (Herrentasche) sofort um die Ohren gehauen, wenn ich abgedrückt hätte.









Investigativer Fotojournalismus Bild 2: Stunden später, ohne modische Accessoires welcher Art auch immer


Die (fast) abschließende Begebenheit sollte quasi wie ein Sonnenuntergang als versöhnender Moment –zwar nicht mit den Einheimischen selber, sondern eher mit dem, was man in ihrem Land zumindest in den Regionen, die ich (vielleicht genau aus diesem Grunde) bevorzugt bereise mit den dort zahlreichen Briten alles Feines erleben kann (und was den dort allgegenwärtigen Begriff „Alliierte“ immer häufiger in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt) - diesen es deutlich an geplanter Schärfe, aber leider nicht an Adjektiven missen lassenden Bericht beenden.










Investigativer Fotojournalismus Bild 3: scheinbar versöhnlicher Moment


Nachdem ich mit einem britischen Pärchen einige Viertelstunden wahrgenommen geduldet an der Campingplatz-Rezeption gewartet hatte, führte die zuständige Madame mit mir ein Anmeldungsgespräch, das einem Folter wohlwollend in Kauf nehmenden Kreuzverhör gleichkam und amnesty international sofort auf den Plan hätte rufen müssen: in unerbittlicher Wiederholung mußte ich bestätigen, daß ich tatsächlich wirklich ungelogen alleine („seule“ mit ganz scharfem despektierlichem „s“ und einer herablassend hochgezogenen Augenbraue) unterwegs sei. Die im Hintergrund etwa ab der verflixten 7. Bestätigung sich das Lachen nicht mehr verkneifen könnenden Briten gaben mir später bei einer Flasche struppigen Campingplatz-Chardonnays mit einem wohlwollenden Augenzwinkern Balsam auf mein derart gepeinigtes Gemüt, indem mir dieselbe Szene in der englischen Version präsentiert wurde: „In England she might had said euphorically: „Oh, gorgeous, my dear! You’ ve got the extraordinary privilege – the pleasure to travel on your own, haven’t you?” Und diese "smithereske" Kombination von "privilege" und "pleasure" sollte eigentlich zu dem salbungsvollen Schlußsatz "there's a light that never goes out" führen, der die unausweichliche Zuversicht beinhaltet, mein einmal gewähltes Urlaubsziel ob dieser Erinnerung auch zukünftig resignierend fatalistisch zu bereisen.

Aber irgendwie ist dann doch noch ein -entscheidendes- Licht ausgegangen...










Investigativer Fotojournalismus Bild 4: Minuten später, unversöhnlicher Moment


...und so endete dieser Urlaub auf etwas unkonventionelle Weise mit Hilfe der goldenen ADAC-Karte für meinen Polo (draußen) und mich (drinnen, aber ängstlich, da wegen nicht vorhandender Sicherheitsgurte mit weißen Fingerknöcheln in das Interieur gekrallt in den Rückspiegel nach draußen auf meinen Polo starrend) auf/im völlig desolaten Abschleppwagen (der nebenbei bemerkt so aussah als hätte er die zu diesem Zeitpunkt noch bevorstehenden Krawalle bereits lange hinter sich [s. diverse rechtfertigende Zeitsprünge o.]) des drubbelig gemütlichen Automechanikers Jean-Jacques, der bedauernswerterweise einer seiner beruhigenden Ausstrahlung diametral entgegengerichteten Fahrweise frönte – ein Grund, warum man der EU vorschlagen sollte...nun ja s.o.


* Nachtrag: der eigentliche Grund, warum dieser recht lauwarme Bericht doch noch aus dem Mein-schönstes-Urlaubserlebnis-Nirvana völlig unerwartet (für den Polo, Jean-Jacques, die Grande Nation, den TÜV-Prüfer, meinen ADAC-Engel, das aufblühende Camembert-Imperium und mich) ans Licht gezerrt wurde:











Investigativer Fotojournalismus Bild 5: Monate später, Licht wieder an

3 Comments:

finncrisp said...

Brilliant, danke für diesen Bericht. Ein absoluter Lesespass, besonders da mein armes Sprachgemüt ja immer nur mit unverständlichem finnisch, halbverständlichem englisch und zwar verständlichem, aber durchaus unerträglichen Deutsch der "Deutsche Welle"-Moderatoren gefüttert wird.

Glatt könnte man auch die Idee kommen, mal in die Normandie zu reisen...

9:42 AM  
atompommes said...

Bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Steilheck oder Coupé?
Chapeau auch für die 196.915 km. Seit wann genau ist der Kilometerzähler im Arsch?

7:21 PM  
forgetaboutit said...

Der Kilometerzähler ist bestens in Schuss - nur der TÜV-Prüfer ist wohl beim Ausfüllen der Dokumente einem kuzfristigen, nach Fassung ringendem Schwächeanfall anheimgefallen...der Kilometerstand beträgt derweil tatsächlich 248.756 km und mein Ziel, die 250.000 km zu schaffen, (einmal Normandie hin- und zurück, 7,5 "Heimspiele" hin- und beim letzten Mal nicht mehr zurück oder ca. 900 Fahrten zum Walmart um Leergut in wohlgefülltes selbiges zu wandeln)ist in fahrbare Nähe gerückt...

1:31 AM  

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