Rituelle Handlungen
Fragt man einen Finnen dieser Tage, wie's ihm geht, so antwortet er meist: "Gut!"
Das an sich ist noch nicht verwunderlich. Die quasi angeborende Wortkargheit aber geradezu mit Lichtgeschwindigkeit überwindend, fügt er eine Liste der Dinge hinzu, die ihn gerade so umtreiben: die Läden nach Spielzeug durchstöbern, danach die Tochter vom Kindergarten abholen, beispielsweise.
Hellhörig wird man erst, wenn er dann anfängt, rumzudrucksen und um Worte zu ringen.
Der Zuhörer denkt unweigerlich an unappetitlichen Schweinkram.
Weit gefehlt.
Die meisten Finnen sind beständig am renovieren (wir hatten's im Sommer ja schon mal vom Rumlärmen mit den großkalibrigen Elektrogeräten, hier). Und am Jahresende beschließt der Finne offensichtlich die Renoviererei (finnisch: "remontti") des Eigenheims quasi kollektiv mit dem Annageln der Kehrleisten nach erfolgter Verlegung des Bodenbelags. Gewissermaßen als heimwerkerische Eucharistiefeier (in Finnland wie in Deutschland wird ja die Beschaffung der
Hand auf's Herz: wer vermöchte schon, einen Trivialbegriff wie "
Zwei Dinge habe ich dabei gelernt: "
Notiz im Geiste für 2006: Nachschlagen - "Soll ich Dir meine Gehrungslade leihen?" auf finnisch.
(* auch: Teppichleiste, Kehrleiste)
5 Comments:
äh, ähem, wie soll ich es sagen? was ist eine kehrleiste?
Nuja, schön das ausnahmsweise mal jemand anderes die blöde Frage stellt - ich hab auch erstmal herumgegoogelt, ob eine "Kehrleiste" das ist, was ich mir darunter vorstelle und wundersamerweise festgestellt, daß
a)es in der letzten Zeit eines der Wörter meiner investigativen Recherche war, das definitv die wenigsten Googleergebnisse ergab (das zollt unverhohlenen Respekt!)
b)die Bilder, die dazu angeboten wurden, eher so etwas waren, wie das Loch in der Wand, in dem wahlweise Tom oder Jerry (leider weiß ich nicht mehr welcher welcher war, denn in meiner Jugendzeit galt dieser Katze-Maus-Comic noch als gewaltverherrlichend!) verschwanden, während der andere hilflos und recht unschön platt an der dazugehörigen Wand kleben blieb,
aber c)schien es mir nach der wunderbaren Beschreibung eher das zu sein, was ich als Fußleiste kenne und das, was unverkennbar(schön auf Gehrung zugeschnitten) bei mir nicht seit einer Jahreszeit, sondern eher seit meinem Einzug hier schlappe 16 Jahreszeiten in der Flurecke lehnt und womöglich vergeblich darauf wartet, in einem finnischen Moment von einer fixen Idee in ein etabliertes Wohnungsbestandsteil umgewandelt zu werden...
Ihr seid nicht allein. Auch ich habe mich gefragt, was eine Kehrleiste wohl sein mag. Hatte das Wort noch nie gehört und musste sofort an Kauleiste denken, was aber ja in dem Zusammenhang nicht passt. Also Fußleiste, natürlich. So ist das eben, wenn man im Schwabenland aufwächst, da lernt man alles - ausser hochdeutsch.
Zugegeben - ist wohl eher ein in Süddeutschland und Österreich verbreiteter Ausdruck.
Also bitte je nach geografischer Herkunft den Begriff "Kehrleiste" durch einen der folgenden Begriffe ersetzen:
Fußleiste, Scheuerleiste, Teppichleiste, Abschlussleiste, Lambris oder Fußlambris.
wenn die finnen mit ähnlichen regionalen sprachdiskrepanzen zu kämpfen haben, erklärt das immerhin zu diesem thema ihre kommunikationshemmungen.
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