25.4.04

düsseldorf - medienhafen. the place to be on a saturday night.

"düsseldorf is so happening, it's not funny." [matti keltanen]

wo wir sind, passierts. also passierts heute im düsseldorfer medienhafen. eine annahme, die so unwahrscheinlich klingt, dass wir sie für völlig plausibel halten. klar, eine andy warhol factory party, nein, ein happening im mk2. seit jeher bekannt für erfrischend junge abendkultur. schon for jahren haben uns die afterwork parties bis zum besinnungsverlust geradezu fluxus-mäßig angeödet. beste voraussetzungen für einen popart-würdigen abend. zudem sind wilde factory-deko, djs mit garagen-sound und junge menschen, die vox-verstärker knödeln, angesagt. super. ein pflicht termin für die ewig jungen unter uns.

auf dem weg vom parkplatz ins ehemalige fischrestaurant passieren wir diverse vergnügungspaläste, in denen sich die armen gestalten rumdrücken müssen, die nicht wissen, dass sie nur wenige meter weiter großes nightlife verpassen. new york zu gast in der provinz. ich flüstere den deppen im vorbeigehen ein dreifach donnerndes: avantgarde! rock'n'roll! avantgarde! zu. gerade so laut, dass ich es hören kann.


das mk2 ist so leer wie das rheinstadion der 90er. das macht uns mut. düsseldorfer verstehen sowas nicht. je leerer der club, desto besser das programm.

dass die deko nicht ganz unseren erwartungen entspricht, finden wir sehr cool.



auch die jacke des djs ist super. er ist sehr nett und spielt tolle soul musik. klar. das macht man so in düsseldorf. das stadt-credo lautet: "zu was anderem kann man nicht mit dem arsch wackeln." be a soul-brotha or stay home. es ist keiner da, mit dem man über diese tatsache diskutieren könnte, weil die soul brothas alle im unique sind und die anderen zuhause. ausser uns. und den vielen neussern, die alle kein englisch können, und deshalb bei der l'oreal-party im 3001 sind. aber das ist ein anderes problem.


eine ohrenbetäubende rückkopplung kündigt ein paar soulnummern später die rückkehr der großen avantgarde kunst in den düsseldorfer hafen an. ha! endlich! nach jahrzehnten der abstinenz, der mittelklassigen mediaplanerdiscos und toten afterwork-get-together, der blutleeren ruccola-salate in kahlen szene-bistros, des hohlen getöses vor unbewohnten bürogräbern kehrt das leben zurück in den düsseldorfer hafen.

okay. es wird kaum jemand mitbekommen. und die anwesenden zeugen sehen nicht so aus, als wäre ihnen klar, welch großer stunde sie beiwohnen dürfen. aber sie werdens noch merken. besonders der typ mit der warhol perücke vorne an der theke. "i'm just beginning to see the light" summend richte ich mich in meinem puffsessel auf. es pfeift immernoch. dann ertönen drei spitze schreie. backgroundsängerinnen?! na schön. die band fängt trotz einer neuen kaskade von rückkopplungen an. hätten velvet underground genauso gemacht! yeah! ..... das ist.... brown sugar!? klar.... mick jagger war ja ein guter freund vom alten andy. all die sausen in new york. die version ist gruselig, aber so hätte es bei lou reed auch geklungen. ich grübele noch, welches stones cover nochmal von warhol stammte, da erklärt mir eine schneidende stimme, das wir jetzt alle gemeinsam zurück in die gute alte zeit reisen werden. die was??? sagt man so heroin an? klasse humor. aber wieso tina turner?


das orgel-solo im zweiten teil des achtundvierzigteiligen lou reed songs proud mary erinnert uns stark an das geräusch, dass wir immer mit warhols pinkel-gemälden verbunden haben. beeindruckt von der subtilität, mit der die band die brücken zum spätwerk des malers schlägt, halte ich mir die ohren zu.


dem keyboarder tuts anscheinend nicht so weh.

während sich der hippiehaufen eine viertelstunde später durch andy warhols lieblings-song hey joe nudelt, regt sich unter meinen begleitern erstmals unruhe.


teltschik erkennt den leadgitarristen als seinen langjährigen mountain bike lehrer aus redwood city wieder, geht ihm kurz ne speiche um den hals wickeln und vergisst auf dem rückweg, bier mitzubringen. vom völlig verdonnerten einstieg in die nächste südstaaten-rocknummer total gelähmt, ist keiner in der lage, abhilfe zu schaffen. selbst der auftritt von zebra-lilly und ihren vier freundinnen auf der tanzfläche zeitigt nur ein kurzes zucken. durch rhythmische augenbewegungen verabreden wir uns am ausgang. der nette dj guckt uns traurig nach. er wäre sicher gerne mitgekommen.


schade. dabei hatten wir uns alle so schick gemacht.



dass es in der wurstbude um die ecke zwar balttgold auf die bratwurst, aber leider keine bratwurst mehr gibt, ist völlig okay. is ja schon nach zwölf. aber früh kölsch? wir gehen.

wir gehen zur rüber zu heissen-hafen-tip harpune. der eingang ist weitläufig mit baugittern abgezäunt. verständlich. welcher clubbesitzer will nicht gerne auf große entfernung sehen, wer sich zu nähern versucht? allerdings auch überflüssig. auch auf große entfernung ist definitv zu klären, dass die musik in dem laden von aliens dazu genutzt wird, minderjährige zum konsum von cola light zu verführen.

da wir die behandlung schon erfahren haben, als sie noch mit depeche mode durchgeführt wurde, erinnern wir uns an eine vielversprechende nebelhölle ein paar leehrstehende büroblocks weiter vorne. als wir uns nähern ist die enttäuschung groß. die scheiss-nebelmaschine hat den feuermelder ausgelöst. die feuerwehrleute reihen sich geduldig in die reihe der gelangweilten hafenbesucher ein.

wir erkennen unser auto daran wieder, dass der nachbarparker seine blaue unterbodenbeleuchtung angelassen hat und fliehen zurück in die schöne stadt, die wir kennen.